Trumps Poker – Bluffen, raisen, niemals folden

Wunderliche Kandidaten bei den Vorwahlen zum zukünftigen amerikanischen Präsidenten gab es schon immer, doch selten löste ein potentieller Amtsinhaber so viel ungläubiges Staunen aus wie Donald Trump.

Der steinreiche Unternehmer will mit aller Gewalt an die Macht und kennt dabei wenige Tabus, doch woher rührt eigentlich seine große Popularität?

Die Zeitschrift Time hat eine simple Erklärung. Für sie ist Donald Trump der beste Pokerspieler unter den republikanischen Kandidaten.

In dem Artikel von Alex Altman heißt es zwar, dass Trump als Casinobesitzer sehr genau um den Hausvorteil wisse und deshalb nie an den Tischen sitze, doch seine politischen Instinkte könne er sich in einem Buch über Pokerstrategie abgeschaut haben.

Altman geht in seiner Analogie noch weiter und zählt sechs zentrale Eigenschaften auf, die einen guten Pokerspieler ausmachen und womöglich auch für Donald Trump gelten.

1. Unberechenbarkeit

Starke Pokerspieler sorgen durch abwechslungsreiche Manöver und Variation dafür, dass ihre Gegner sie nicht durchschauen können.

Trump macht es laut Altman bei seinen politischen Gegnern genauso. Scheinbar lässt er sich eher von Emotionen als Vernunft leiten, aber hinter dem Wahnsinn steckt Methode.

Trumps rätselhaftes Verhalten macht es seinen Gegnern schwer, ihn anzugreifen.

2. Aggressivität

Beim Poker kann man den Pott auf zwei verschiedene Arten gewinnen. Entweder man zeigt beim Showdown die beste Hand oder man bringt seinen Gegner zum Folden.

Man muss keine gute Hand haben, wenn man die Karten kennt.

Von allen Kandidaten ist Trump der mit Abstand aggressivste.

Mit Vorliebe verweist er auf Gegner wie Rick Perry, den Gouverneur von Texas, und Lindsey Graham, die Senatorin von South Carolina, die er bereits besiegt hat, um seine Rivalen daran zu erinnern, was mit Leuten geschieht, die sich ihm in den Weg stellen.

Als Folge folden laut Altman die meisten seiner Gegner, anstatt alles zu riskieren, und überlassen Trump damit die beste Ausgangslage.

3. Spiel nicht die Karten, sondern den Gegner

Dieses Prinzip hängt mit der Aggressivität zusammen. Man muss keine gute Hand haben, um den Pot zu gewinnen, sondern wissen, wann der Gegner nichts hat und wie man das ausnutzen kann.

Trump ist laut Altman ein Meister darin, gegnerische Schwächen zu erkennen und diese erbarmungslos anzugreifen.

So machte er es mit Jeb Bush und Ted Cruz und brachte damit beide Kandidaten aus dem Tritt.

4. Position

Beim Poker ist es ein riesiger Vorteil, als Letzter an der Reihe zu sein. Der Spieler auf dem Button hat immer die beste Position. Gute Spieler sind vor allem dann aggressiv, wenn sie Position haben, und halten sich sonst zurück.

Aus diesem Grund geht Trump politischen Debatten aus dem Weg, führt seinen Wahlkampf mit Plattitüden und gewinnt Zeit, indem er über seine tollen Umfragewerte spricht. Trump investiert nur selten Chips, wenn er sich nicht im Vorteil sieht. 

5. Geschickte Rhythmuswechsel

 

Nicht alle Politiker spielen ehrenwert.

Ein wichtiges Prinzip beim Poker ist, anders als der Rest des Tisches zu spielen. Deshalb sollte man loose spielen, wenn die Gegner vorsichtig spielen, und tight, wenn ein Maniac an den Tisch kommt.

Da schlaue Gegner dies aber merken, sollte man in der Lage sein, blitzschnell den Rhythmus zu wechseln. Trump beherrscht das laut Altman perfekt.

Zwischen heftigen Angriffen auf Twitter senkt er seine Stimme oder er lässt die letzte Diskussionsrunde ausfallen, wenn er in den Umfragen vorn liegt. 

6. Wer leben will, muss zum Sterben bereit sein

Pokerspieler benutzen diese martialische Wendung, um das klassische Dilemma des Turnierpokers zu erklären, wo das Überleben davon abhängt, zu bestimmten Risiken bereit zu sein.

Die besten Spieler sind schon beim kleinsten mathematischen Vorteil dazu bereit, sich auf einen Spielzug einzulassen.

Klassische Politik läuft genau andersrum. Im Grunde handelt es sich um ein Turnier mit risikoscheuen Spielern, die sich an bestimmte Regeln halten, um ihre weitere Karriere nicht durch einen Fehler in Gefahr zu bringen.

Trump dagegen hat ein Milliardenvermögen und führt seine Kampagne wie ein Zocker. Die letzte Diskussionsrunde vor der Wahl in Iowa auszulassen, war ein Paradebeispiel.

Trump sah einen Vorteil und nutzte ihn in bester Zockermanier aus.

Soweit die interessante Theorie von Alex Altman, der zumindest, was das Ergebnis der Vorwahl in Iowa betrifft, recht behielt.

Schon in der Nacht zum Mittwoch werden die Vorwahlen in New Hampshire zeigen, ob Trump auch dieses Mal richtig gepokert hat.

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